2. Bürgerbeteiligung zu MOVE: So tun als ob?

Mehr als ernüchternd verliefen die Entscheidungen des Ausschusses für Bauen, Technik und
Umwelt (ABTU) zu Variantenauswahl und Informationsgrundlage für die 2. Runde der
Bürgerbeteiligung, bei der es um die zukünftige Verkehrsführung auf der Ost-West-Achse sowie um
die Verkehrsführung im Bereich Hindenburgstraße, Marquardtstraße und Urban-/Johanniterstraße
gehen soll. Kein einziger unserer sieben Anträge fand eine Mehrheit.

Bezüglich der Ost-West-Achse entschied der ABTU, den großen Einbahnstraßenring
(Eisenbahnstraße: Westrichtung, Esslinger Straße: Ostrichtung) in die Bürgerbeteiligung
einzubeziehen, obwohl wir den entsprechenden Antrag angesichts der massiven Ablehnung
(„hanebüchen“) durch die anderen Fraktionen inzwischen zurückgezogen haben. Hingegen wird der
von uns als Kompromisslösung inzwischen favorisierte kleine Einbahnstraßenring (auf der
Eisenbahnstraße nur zwischen Wilhelmstraße und Lammkreisel, auf der Esslinger Straße nur
zwischen Lammkreisel und Karlstraße) den Bürger:innen nicht zur Bewertung vorgelegt werden.
Als dritte Variante wird die sogenannte „Tangentenlösung“ über Hafenbrücke, Bruckenwasen und
Neckarbrücke zur Auswahl stehen, obwohl die Verkehrsingenieure des Büros Bernard bereits
festgestellt haben, dass der Kreisel beim Aldi-Markt nicht so ausgebaut werden kann, dass er den
zusätzlichen Verkehr aufnehmen könnte.

Unter den drei Varianten wird also eine sein, die nicht mehr angestrebt wird, sowie eine, die nicht
realisierbar ist. Dreimal dürfen Sie raten, welche Variante sich in diesem Vergleich wahrscheinlich
herausschälen wird. Richtig: die Variante, die von Anfang an von der Stadtverwaltung und den
großen Fraktionen präferiert wurde, die aber gleichzeitig die zukünftigen Gestaltungsmöglichkeiten
am Bahnhofsplatz (Stichwort: Mini-Bruckenwasen mit Gastronomieangeboten auch vor dem
Bahnhofsgebäude + Mobilitätsdrehscheibe) am meisten einschränkt.

Noch skurriler ist die Auswahl der Varianten für die Verkehrsführung im Bereich
Hindenburgstraße: hier werden gleich zwei Varianten zur Auswahl stehen, die eine Durchbindung
der Hindenburgstraße über die hintere Johanniterstraße und die Schillerstraße an die Esslinger
Straße vorsehen, und zwar im Zweirichtungsverkehr und ohne eine Durchfahrtsperre etwa auf Höhe
von St. Konrad. Diese Variante, die im Bereich der Durchbindung zu 1.700 Kfz innerhalb von 24
Stunden führen würde, hat (bisher?) keine Fraktion gefordert.

Als dritte taucht eine weitere Variante auf, für die sich (bisher?) weder die Stadtverwaltung noch
irgend ein:e Gemeinderät:in ausgesprochen hat: ein Einbahnstraßenverkehr in der Hindenburgstraße
(nördliche Richtung), Tannenstraße (südliche Richtung) und Marquardtstraße (talwärts).

Raten Sie abschließend, was demgegenüber mit der von uns deutlich favorisierten Variante, der
Durchbindung der Hindenburgstraße nur für den Radverkehr, passieren wird? Leider haben sie
schon wieder richtig geraten: sie wird den Bürger:innen nicht einmal vorgelegt werden…

Will man bei der 2. Runde der Beteiligung nur so tun als ob?

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2 thoughts on “2. Bürgerbeteiligung zu MOVE: So tun als ob?

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      Vielen Dank für die heutige Broschüre.
      Super, dass auch bestimmte Maßnahmen kritisch beleuchtet werden. Allerdings sind Sie stark darauf fokussiert, dass der Bahnhofsvorplatz an Aufenthaltsqualität gewinnt. Aber warum? Der derzeitige Verkehr ist dort um einiges schwächer als Esslinger Str. oder Schorndorfer. Dennoch ist es einfach kein Ort für gemütliches Verweilen, was hauptsächlich am Schienenverkehr liegt, der Geräuschkulisse vom Kaatsch und der weiten Entfernung von der Stadtmitte (die eher zum Verweilen anregen würde, wenn es so reizvoll wie der Bruckenwasen wäre).

      Mehr Platz am Bahnhofsvorplatz wird nicht mehr Leute anlocken. Es ist der zentrale Knoten für den öffentlichen Verkehr und mit dem derzeitgen Angeboten hervorrragend bedient.

      Weiterhin ist unklar wer sich lieber durch Plochingen schlängelt, um zu den Nachbarorten zu kommen, statt die B10 zu nehmen. Wäre dies für den Verkehr unattraktiv, würde sich der Verkehr auch mehr auf der B10 konzentrieren.

      • Author gravatar

        Vielen Dank für Ihre insgesamt sehr ermutigende Rückmeldung zu unserer Broschüre. Das war ein großer Kraftakt für uns!
        (siehe Flyer-Aktion zur Bürgerbeteiligung II – MOVE 2035)

        Lassen Sie mich zunächst zu Ihren Anmerkungen zu unserer „Fokussierung auf den Bahnhofsvorplatz“ Stellung nehmen. Hier geht es uns in erster Linie darum, Raum zu schaffen für attraktive Verknüpfungsangebote umwelltfreundlicherer Mobilität: wir denken da bisher an Leih-E-Bikes (jetzt viel zu versteckt auf Gleis 1 West), Leih-E-Lastenbikes, Leih-E-Vespas, eine Fahrrad-Service-Station, Carsharing-Parkpätze, ggf. eine zusätzliche Bucht für Busse usw. usw.

        In zweiter Linie möchten wir tatsächlich auch die Aufenthaltsqualität verbessern. Immerhin warten dort täglich viele hundert Schüler:innen, und auch den Bewohner:innen des Alters- und Pflegeheim am Platz fehlt bisher jegliches Verweilangebot im direkten Umfeld. Zudem wären die gastronomischen Sitzgelegenheiten, die es bisher nur im Bahnhofsgebäude und auf Gleis 1 gibt, unter den großen Bäumen zumindest im Sommer wesentlich attraktiver, finden Sie nicht?

        Ihre Anregung, u.U. auch die Ost-West-Achse „schlängeliger“ zu gestalten, ist übrigens sehr interessant. Wir werden nachdenken, ob und wie sich das umsetzen lässt, ohne gleichzeitig dem ÖPNV zu schaden.

        Mit herzlichen Grüßen

        Ihre OGL

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